Wie das Handelsblatt aktuell berichtet, wirft der europäische Umweltverband Transport & Environment den Herstellern VW und Fiat Mängel beim Reifendruckkontrollsystem vor. Beide Hersteller nutzen das indirekt messende System, welches den Luftdruck im Reifen durch die Berechnung der Radumdrehung mittels ABS-Sensor ermittelt.
Die Tests zeigten, dass die Systeme bei einem VW Golf 7 und einem Fiat 500L nur unter den für die Erstzulassung vorgeschriebenen Testbedingungen korrekt funktionierten. Auf alltäglichen Routen auf der Straße würden die Systeme ausnahmslos versagen.
Weiter berichtet das Handelsblatt in dem Artikel vom 07.11.2016, dass bereits am 04. Juli 2012 ein Manager eines Autozulieferers den damaligen EU-Industriekommissar Antonio Tajani informiert habe, dass mehrere Automobilkonzerne Millionen Menschen in Lebensgefahr brächten, indem sie Reifendruckkontrollsysteme in ihre Autos einbauten, die zwar durch die Zulassungstests kämen, im Alltag aber nicht funktionierten.
Das Handelsblatt schreibt dazu: „Gremien der Vereinten Nationen (UN) und der EU haben sich das Thema Reifendruck inzwischen vorgeknöpft. Das sei, so die EU-Kommission, wichtig, damit die Leistungsanforderungen an Systeme, die den Reifendruck überwachen, nicht nur erfüllt werden, „wenn das Fahrzeug getestet wird (...) sondern (...) auch dann, wenn das Auto auf der Straße benutzt wird“.
Das erinnert an den Dieselskandal – wo Autos mit Tricks zwar Abgastests der Behörden bestanden, im Alltag aber mehr Schadstoffe in die Luft bliesen.
Autokonzerne müssten auf eine bessere Technik umsteigen
Die regionale UN-Kommission UNECE, in der die EU-Kommission vertreten ist, hat nun neue Regeln für Reifen formuliert, wonach Messsysteme künftig auch im Straßenverkehr und nicht nur im Zulassungstest funktionieren müssen. Anfang 2017 treten die Regeln in Kraft, bestätigte die Kommission; danach will sie sie noch 2017 in EU-Recht umsetzen.
Autokonzerne, deren Fahrzeuge nur den Zulassungstest schaffen, auf der Straße aber versagen, haben dann ein Problem. Sie müssten auf bessere Technik umsteigen.
Mangelnder Reifendruck ist einer der häufigsten Ursachen für Unfälle. So schätzt der Sachverständige Christian Koch von der Prüforganisation Dekra, dass bei jedem zweiten Unfall, der wegen technischer Mängel passiert, platte Reifen schuld sind.“
Quellen:
Handelsblatt online (06.11.2016): Wurde beim Reifendruck geschummelt?
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Handelsblatt online (07.11.2016): Folgt auf das Dieselgate ein Reifenskandal?
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Transport & Environment (07.11.2016): Carmakers manipulate tyre monitor tests – putting driver and pedestrian lives at risk, new evidence suggests
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Transport & Environment (07.11.2016): Failure of indirect tyre pressure monitoring systems puts drivers and road users at risk
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